Freiräume ermöglichen es Kindern an sich selbst zu wachsen, Probleme zu lösen und Erfahrungen zu sammeln. Kinder brauchen Freiräume ebenso wie wir Erwachsene. Dennoch haben es Kinder in Zeiten, die geprägt sind von Helikoptereltern und Smartphones, nicht immer einfach.
In Erinnerung an die eigene Kindheit
Wenn ich unsere Kinder sehe, entsinne ich mich so manches Mal an meine eigene Kindheit. Diese ist zwar lange her, aber manche Erinnerungen prägen einen für das ganze Leben. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an diese langen endlosen Sommerferien, in denen an manchen Tagen die pure Langeweile herrschte? Man folgte seinem eigenen Rhythmus. Wir trafen uns mit Freunden und ertrugen die Langeweile an den heißen Sommertagen gemeinsam. Dabei bauten wir sicherlich auch mal Mist, von dem unsere Eltern bloß nichts erfahren durften! Und falls doch, dann mussten wir dafür natürlich gerade stehen. Hausarrest war damals sogar noch ein probates Mittel in der Kindererziehung. Ansonsten kamen wir unserem natürlichen Bewegungs- und Entdeckerdrang nach, erfanden mysteriöse Geschichten und machten Pläne für die Zukunft. So vergingen die Sommertage und am Ende wunderten wir uns nur, wo die Zeit geblieben war.
Wenn keine Sommerferien waren, dann bestand der Alltag darin, pünktlich alleine zur Schule zu kommen und danach wieder nach Hause. Wenn man nicht gerade in der Schulkantine aß und kein Geld dabei hatte, dann musste man sich zu Hause eben selbst sein Essen zubereiten. Hausaufgaben sollten gerne ebenfalls selbst erledigt werden. Kontrolliert wurden diese dann von den Lehrern, nicht wie so oft heute von den Eltern. Wer Hobbies hatte, der musste in der Regel alleine zu sehen, wie er pünktlich dahin kam. Mit Freunden verabredete man sich spontan – egal ob zum Kino, zum Schwimmen oder einfach nur mal so. Und zu Hause musste man sein, wenn es dunkel wurde. So war das damals eben und ich glaube, dass es Vielen damals genauso erging. Und ehrlich gesagt, genossen wir diese Freiräume sicher des Öfteren.
Ein Blick in die Gegenwart
Schauen wir uns die Kindheit unserer Kinder heute an, so hat sich Einiges verändert. Der Begriff Helikoptereltern prägt unser Zeitbild. Vermutlich haben sich die meisten Eltern schon einmal selbst erwischt, wie sie sich diesem Typus Eltern gerecht werden. Sobald unsere Kinder lesen und schreiben können sowie einigermaßen über technisches Wissen verfügen, bekommen sie heutzutage ein Smartphone. Damit stellen wir sicher, dass sie jederzeit erreichbar sind und wir wissen, was sie wo und wann machen. Das liegt einfach daran, dass wir uns um sie sorgen und Angst haben, dass etwas Schlimmes passiert. Die Welt da draußen birgt nun mal einiges an Gefahren. Doch nicht nur unsere Kinder müssen lernen damit umzugehen, sondern auch wir als Eltern.
Durchgeplanter Alltag
Nicht nur die Existenz mobiler Endgeräte verändert die Kindheit. Viele Kinder von heute sind den ganzen Tag über durch getaktet. Morgens geht es in die Kita oder die Schule, danach in die Nachmittagsbetreuung. Wenn die Betreuung dann beendet ist, kommen Mami oder Papi und bringen die Kleinen entweder zu ihren Hobbys oder müssen zu ihrer Spielverabredung gebracht werden. Manchmal stehen Termine an oder es muss eingekauft werden. Zu Hause dann werden noch die Schulaufgaben kontrolliert und am Ende ist der Tag schon wieder fast vorbei. Viel Freiraum bleibt für die Kinder dabei am Ende nicht.
Freiräume ermöglichen
Doch wie lassen sich Freiräume im Alltag ermöglichen? Ein erster Schritt ist es, dass Kinder lernen alleine ihren Schulweg zu meistern. Zudem wäre es für die Kinder auch schön, wenn sie im schulpflichtigen Alter nicht jeden Tag bis zum Ende in die Nachmittagsbetreuung müssen. So kann man ihnen einen freien Nachmittag verschaffen. Mittlerweile gibt es sogar Nachmittagsangebote, in den weiterführenden Schulen für die fünften und sechsten Klassen, die über den üblichen Unterricht und Arbeitsgemeinschaften hinaus gehen. In diesem Alter aus meiner Sicht völlig überflüssig, zumal die Kinder oftmals ausreichend lange Unterrichtstage haben. Da freuen sie sich, wenn sie nachmittags mal frei haben.
In den Ferien tut es den Kindern ebenso mal gut, wenn sie nicht jeden Tag ins Ferienprogramm müssen. Kinder im schulpflichtigen Alter können dann auch mal selbstständig zu Hause sein. Klar spielt hier der individuelle Entwicklungsstand eine entscheidende Rolle. Zudem müssen sich die Kinder bereit dazu fühlen. In Zeiten von Smartphones & Co. können sie notfalls jederzeit anrufen, wenn es Probleme gibt.
Langeweile fördert die Kreativität
Ansonsten können die Kinder die Zeit zum Ausschlafen nutzen, drinnen oder draußen spielen, lesen oder einfach abhängen. Ich habe solche Tage als Kind genossen. Ich habe dann auch mal Fern gesehen als ich alleine zu Hause war. Das hat mich aber nicht automatisch zu einem TV-Junkie werden lassen. Es war einfach schön, mal Freiräume zu haben und das Leben zu genießen. In die Nachmittagsbetreuung wollte ich als Kind ab der dritten Klasse auch nicht mehr. Ich habe dann lernen müssen mir zu Hause mein Essen allein zu zubereiten. Ebenso war ich selbst verantwortlich dafür meine Hausaufgaben zu erledigen und zu lernen. Und irgendwie kam man immer über die Runden.
Langeweile kam eigentlich nie auf. Es ist zudem ja erwiesen, dass Langeweile die Kreativität fördert, was in dem verlinkten Artikel auch sehr schön beschrieben wird. Doch selbst wenn mal ein Problem auftritt, lernen Kinder mit Freiräumen alleine diese zu lösen. Es stärkt sie in ihrem Selbstbewusstsein. Das kann im späteren Leben nie schaden.
Fazit
Als Eltern sollten wir uns von unserer Angst mehr befreien, dass ständig etwas passiert. Persönlich bin ich als Mutter auch nicht immer „Angstfrei“, wie man so schön sagen würde. Wir vertrauen darauf, dass sich unsere Kinder an die abgemachten Regeln halten. Gerade die Tatsache, dass wir mehr als ein Kind haben, führt dazu, dass wir nicht immer hinter jedem Kind ständig her sein können. Das zerreißt einem am Ende sonst. Oft vertraut man seinem eigenen Kind zudem mehr als Anderen. Aber wenn Kinder nicht lernen selbstständig Sachen zu erledigen schaden wir ihnen weitaus mehr, als ihnen Freiräume für eigene Erfahrungen zu zu gestehen. Der Gedanke, dass mir ebenso etwas zustoßen kann und die Kinder dann hilflos dastehen, empfinde ich als viel schlimmer. Als Eltern ist es unsere Aufgabe unsere Kinder für das Leben zu stärken und ihnen bei zu bringen, dass sie Dinge aus eigenen Kräften schaffen können. Die Welt draußen kann manchmal hart sein und Scheitern gehört ebenso dazu. Das Leben hat aber auch ihre positiven Seiten und Stolz auf seine eigenen Leistungen zu sein, gibt Kindern ebenso wie Erwachsenen ein unglaublich gutes Gefühl. All das müssen Kinder ebenso allein erfahren. Als Eltern dürfen wir dabei natürlich immer ein wenig Angst und Sorge um unsere geliebten Kinder haben. Diese Angst sollte jedoch nie Ãœberhand nehmen. Und sie sollte unsere Kinder in der Entwicklung nicht einschränken. Von daher sollten Eltern den Mut haben und ihren Kindern Freiräume ermöglichen!
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