Zeugni

Das Dilemma mit den Zensuren

Die Halbjahreszeugnisse stehen mal wieder bevor und damit erfreuliche und weniger erfreuliche Zensuren. In Folge dessen standen bei unseren großen Kindern wieder einige Klausuren und Arbeiten an.

Dabei können wir uns im Grunde genommen nicht über die Leistungen unserer Kinder beschweren. Und dennoch sind Zensuren nach wie vor ein Dilemma. Zensuren in Form von Ziffern zeigen auf einfache Weise, wo ein Kind in der Schule steht. Das Ganze bemisst sich natürlich am Durchschnitt der jeweiligen Klasse. Soweit so gut. Dennoch sorgen sie gerne mal für Ärger, wenn sie nicht ausfallen wie erhofft.

Der Frust mit den Zensuren

Viele Eltern wissen, dass Zensuren für ausreichend Frust sorgen können. Es geht schon alleine damit los, wenn Lehrer/innen ein Plus oder Minus an die einzelnen Zensuren hängen. Der Sinn dessen hat sich uns bisher noch nicht so ganz erschlossen. Klar bedeutet es eben knapp vorbei an der besseren bzw. schlechteren Note. Ehrlich gesagt ist so ein Plus an einer Zensur für den Schüler selbst schon ärgerlich. Es besagt schließlich: Schade, aber es hat mal wieder nicht für die bessere Zensur gereicht. Bei einem Minus an der Zensur ändert sich auch nicht viel. Eine Zwei ist so zum Beispiel dann immerhin eine Zwei und besser als eine Drei. Kurz gesagt bringen diese Plus- und Minuszeichen an der Zensur am Ende nichts. Sicherlich ist es hilfreich für den Lehrer beim Zeugnis zu entscheiden welche Zensur der Schüler bekommt, sofern er zwischen zwei Zensuren steht. Mehr Sinn ist darin wohl kaum zu sehen.

Zensuren verzerren Talente

Doch damit nicht genug. Mit Zensuren werden Kinder stets am Durchschnitt gemessen, ohne individuelle Fortschritte und Fähigkeiten zu berücksichtigen. Gerade in solchen Fächern wie Sport, Kunst oder Musik sehe ich das Ganze kritisch. Nicht jeder Schüler ist Hochleistungssportler, Künstler und begnadeter Musiker zugleich. Eigentlich gilt das für alle Fächer. Während ein Kind besser mit Zahlen kann, erfreut sich ein Anderes lieber am Schreiben von Texten. Jedes Kind hat individuelle Talente und Fähigkeiten. Einfache Zensuren spiegeln dies jedoch nicht in dieser Bandbreite wieder. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in Schulen oftmals in einem einheitlichen Tempo gelernt wird, was bei stärkeren Schülern zu Langeweile und Desinteresse führen kann, bei schwächeren Schülern kommt schnell Überforderung hinzu. Diese Aspekte werden bei Zensuren in Arbeiten und Klausuren kaum berücksichtigt. Sie sind somit ein weiterer Frustfaktor.

Handeln statt diskutieren

Die Diskussion um die Abschaffung von Zensuren zieht sich in den deutschen Schulen seit ein paar Jahren hin. Das optimale System ist leider bisher noch nicht gefunden, dennoch gibt es vielversprechende Ansätze. Lernentwicklungsberichte zeigen zum Beispiel die Stärken von Schülern auf, verweisen aber zugleich auf Verbesserungspotentiale. Damit wissen Schüler immerhin, wo sie stehen und wo sie noch mehr aus sich raus holen müssen. Leider scheinen die Nachteile jedoch zu überwiegen: Sie sind aufwendiger in der Erstellung und erschweren die Vergleichbarkeit. Erschwerend kommt der ständig vorherrschende Lehrermangel dazu. Unabhängig vom gewählten Bewertungssystem hängen nach wie vor die Sympathien der Lehrer mit dran.

Fazit

Im Fazit bleibt, dass es Möglichkeiten gibt Zensuren zu ersetzen. Diese werden jedoch zu selten genutzt, auch wenn die Grundschulen zunehmend auf Benotungen verzichten. Dennoch leben wir mittlerweile in einer Zeit, wo individuelle Stärken und Bedürfnisse zunehmend gefördert gehören. Den nur wer langfristig etwas findet, was ihm Spass macht, wird auch glücklich im Berufsleben werden. Bevor die deutsche Schullandschaft hier jedoch grundlegende Reformen vollzieht, werden noch Jahre ins Land ziehen. Und Eltern sowie Schülern bleibt weiterhin nur die Möglichkeit sich mit dem Dilemma um die Zensuren abzufinden.


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